Spuni & family
  November 2008
 
Der November hat uns wechselnde Temperaturen beschert. Höchstwerte um die 10 Grad und Tiefstwerte um die -10 Grad. Der erste Schnee war nach ein paar Tagen wieder geschmolzen, sehr zum Leid von Luis der soooo gerne einen Schneemann gebaut hätte, was jedoch mit dem pulvrigen Schnee nicht möglich war. Stattdessen gab es nur einen „Schneehaufen“. Nach dem Motto „wer nicht hören will muß fühlen“ hatte Luis sein Erlebnis wie sich Kälte anfühlt, wenn man keine Handschuhe anziehen will. Ein paarmal in den Schnee geflogen, war es dann mit dem Spaß vorbei. Luis hatte genug davon. Seither gibt es auch kein Geschrei mehr beim Handschuhe anziehen. Wir sind froh, daß wir noch täglich unseren Rundgang durch die Anlage machen können, denn Luis ist momentan voll im „Laufrad-Fieber“. Da er vor allem ein Gelände-Gänger ist, sind die Möglichkeiten im Haus etwas begrenzt. Luis trägt sich das Laufrad mittlerweile die Stufen selbst hinunter und schon ist er ab durch die Mitte. Bergab gibt es ab und an noch Stürze, doch Luis steckt sie alle weg mit den Worten „bauz, bumm“ und steigt sofort wieder in den Sattel.

Ansonsten waren wir diesen Monat abwechselnd bettlägerig. Luis und ich jeweils 2 x mit Grippe und obendrauf einer Magen-Darm Grippe. Heiner haben wir diese Woche ins Krankenhaus gefahren, da er plötzlich starke Magenschmerzen hatte und 3 Tage kaum aufstehen, geschweige denn etwas zu sich nehmen konnte. Diagnose: Gastritis. Durch die Medikamente werden die Schmerzen weitgehend eingedämmt und Heiner geht wieder arbeiten.

Das Highlight für mich war ein Wochenende in Peking. „Kleiner Mädelausflug zum shoppen“! Seit der Geburt die ersten 2 Tage ohne Luis... Das hat gut getan, wenn auch die Sehnsucht groß war.

Wir haben uns mittlerweile an viele Dinge gewöhnt. Was uns jedoch nach wie vor ans Herz geht sind die Tiertransporte. Kaum zu beschreiben, wie und unter welchen Bedingungen die Tiere auf dem Laderaum zusammen und übereinander gequetscht werden. Versucht man sein Mitleid einem Einheimischen kundzutun, erntet man eine erstaunlich nüchterne Antwort: Warum, die Tiere müssen doch sowieso sterben...

Nun, dann wären wir schon fast beim eigentlichen Thema des Monats. Dem Essen, bzw. dem dafür notwendigen Essens-Werkzeug. Stäbchen, hier: Kuai zi genannt. Ich würde diese wie folgt beschreiben: Wird gebraucht zur Überbrückung der Distanz zwischen Teller und Mund, ebenso für diverse Verrichtungen in der Küche sowie auf, neben und unter dem Esstisch. Stäbchen sind das chinesische Äquivalent zum schweizer Taschenmesser. Man kann mit ihnen Flaschen auskratzen, Muscheln aufbrechen, Fische umdrehen und glitschige Tofustückchen ebenso aufspießen wie uneinsichtige Kung Fu Gegner (zumindest bei Jackie Chan). Und darüberhinaus läßt sich die Integration von Ausländern messen: „Toll! Sie können ja mit Stäbchen essen!“

Stäbchen kommen heute vor allem als Einweg Stäbchen vor. Das heißt, die aktive Lebensspanne von Chinas Essstäbchen lässt sich meist in Minuten messen. Egal ob in guten Restaurants, in Schulkantinen oder beim schmuddeligen Nudelmacher am Strassenrand: Wegwerf-Stäbchen sind so allgegenwärtig, daß sich längst kritische Stimmen erheben. Sandstürme und Flutkatastrophen haben den Waldschutz zum Thema gemacht in China. Und wenn 1,3 Milliarden Chinesen nach jedem Essen ihre Stäbchen wegwerfen, dann geht es vielen Bäumen an den Kragen. Die Regierung sagt, im Jahr produziere China 45 Milliarden Paar und opfere so 25 Millionen Bäume dem schnellen Hunger. Die Aufmerksamkeit chinesischer Waldschützer macht übrigens nicht nur bei der Küche Halt, jetzt wenden sie sich dem Badezimmer zu. Nicht ohne geschickt den chinesischen Erfinderstolz in die Nachricht zu bringen konnte man in der Volkszeitung lesen: „China, das Land, dem die Erfindung des Klopapiers zugeschrieben wird, verbraucht auch am meisten davon – die Nachfrage sorgt für Druck auf kostbare Holzressourcen.“ Kaiser und hohe Beamte bevorzugten übrigens Stäbchen aus echtem Silber, die sich bei vergiftetem Essen angeblich warnend verfärbten.

Was in China bisher kaum aufzutreiben war ist der Deoroller. Das Fehlen dieses Toilettenartikels illustriert eine weitere Ausnahme von der Regel, der zufolge alle Menschen gleich seien. Nun, vielleicht vor Gottes Gnade, nicht aber vor seiner Nase. Europäer nämlich riechen, Chinesen hingegen nicht, bzw. wenn doch, dann aus dem Mund und nach Knoblauch, nicht aber aus der Achselhöhle. In einer Zeitschrift wird verzweifelten Ausländern folgendes empfohlen: 1. Die von örtlichen Krankenhäusern angebotene operative Entfernung der Schweißdrüsen (dauert 1 Stunde, knapp 160,- Euro), 2. ein medizinisches Spray mit dem schönen Namen HU XIU SHA JUN, übersetzt: Bakterienkiller für Leute, die stinken wie Füchse“. Für uns Ausländer also. Deo Verkäufe nehmen allmählich zu, allerdings werden die Stifte nicht direkt gegen Schweiß und Gestank eingesetzt, sondern mehr wie ein Parfum, daher auch der Name: Xiang ti zhu, wörtlich die „Perle für den duftenden Körper“.

In diesem Sinne, ein fröhliches, geruhsames und herrlich duftendes Weihnachtsfest!

 
 
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