Spuni & family
  Juli 2008
 
Juli 2008

Zurück in China. Diesmal fiel die Umstellung besonders schwer. Luis hatte sich in windeseile an Opa, Oma, Nani, Joop, Tina, C.V, Fifa, Aetti und Grosi gewöhnt und sich dementsprechend wohlgefühlt. Er wurde von allen verwöhnt und wir waren beide sehr glücklich! In Deutschland merkt man noch mehr, was einem hier alles verwehrt bleibt und es sind vor allem die sozialen Kontakte die mit nichts aufzuwiegen sind. Auf alles andere läßt sich verzichten. Wir waren täglich „ausgebucht“ und somit immer unterwegs. Vielen Dank liebe Tina, daß Du uns wiedereinmal bei Dir aufgenommen hast und wir die Ruhe und den Frieden in Deinem Haus durcheinandergewirbelt haben. Lieben Dank auch an C.V., Du bist der beste Cousin der Welt!

Besonders gefreut haben wir uns, daß Aetti und Grosi den weiten Weg aus der Schweiz auf sich genommen zu haben, um mich zu entlasten und soooooviel Zeit mit Luis verbracht haben. Es war eine herrliche Woche mit Euch von der wir immer noch zehren.

Unsere Hasen graben wie wild und es scheint, als hätten sie bereits eine unterirdische Siedlung ausgehoben. Wir hoffen, daß nicht eines Tages unser Haus darin verschwindet. Im Garten grünt und blüht alles. Vom Mais über die Sonnenblumen bis zu den Wildblumen. Sogar die ersten Kohlrabi wurden geernet und verspeist. Der Blumenkohl und die Paprika lassen noch auf sich warten.

China ist im Olympia-Wahn und alle sind sehr aufgeregt. Es gibt Artikel in der Zeitung, in denen zu lesen ist, daß spezielle Einheiten die Einheimischen unterrichtet hätten. Vor allem, was den Verkehr anbelangt. Darüberhinaus gibt es ein „Kopfgeld“ für jeden, der einen „Verdächtigen“ meldet. Was immer das auch heißen mag. Zwischen 50 und 500 Euro werden geboten, wenn man Auffälliges weitergibt. Unsere chinesischen Freunde empfehlen uns während der Spiele am besten nicht aus dem Haus zu gehen. Wir können uns das nicht wirklich vorstellen und machen weiter wie bisher.

Mittlerweile ist mir auch klar, warum die Chinesinnen immer so trippeln beim gehen. Dieses mädchenhafte „Gehabe“ nervt bisweilen aber erfüllt anscheinend seinen Zweck. Dies kommt noch aus der Zeit, als die Füße gebunden wurden. Es hieß, der Anblick einer auf gebundenen Füßen einhertrippelnden Frau habe einen starken erotischen Reiz für Männer, weil die Hilflosigkeit einer Frau aufreizend wirke und beim Betrachter den Beschützerinstinkt wecke. Man kann die Geschichten kaum glauben, die erzählt werden. Die Füße wurden den Mädchen mit spätestens 3 Jahren gebunden. Dazu wurde ein Stoffband von 6 Metern länge um die Füße gewickelt, so, daß alle vier kleinen Zehen in Richtung Ballen zeigten. Dann legte man einen großen Stein auf die Füße und zerschmetterte den Fußrücken. Die Kinder schrien vor Schmerzen und verloren während der Prozedur mehrmals das Bewußtsein. Man stopfte ihnen ein Tuch in den Mund um sie zum Schweigen zu bringen. Es dauerte Jahre, bis das Schönheitsideal erreicht war. Nachdem die Knochen gebrochen waren, mußten die Füße Tag und Nacht gebunden werden, bis sichergestellt war, daß sie nicht mehr zusammenwachsen würden. Hätte man die Tücher gelöst, wären die Füße sofort weiter gewachsen. Über Jahre hinweg erlitten die Kinder ständig furchtbarste Schmerzen. Doch den Kindern wurde gesagt, daß ohne gebundene Füße ihr Leben ruiniert sei und daß ja alles nur zu ihrem Besten geschehe. In der damaligen Zeit inspizierte die Familie des Bräutigams als erstes die Füße der Braut. Große, das heißt normale Füße brachten Schande über die Familie des Ehemanns. Die Schwiegermutter hob den Saum des Rocks der Braut hoch und sah sich die Füße des Schwiegertochter genau an. Wenn die Füße länger als ungefähr zehn Zentimeter waren, ließ sie den Rocksaum in einer demonstrativen Geste der Verachtung fallen und schnaubte wütend davon. Die Braut blieb allein den kritischen Augen der Hochzeitsgesellschaft ausgesetzt. Alle starrten ihre Füße an und taten ihre Verachtung lautstark und in betont verletzender und abschätziger Weise kund. Der Brauch des Füßeeinbindens wurde vor ungefähr tausend Jahren angeblich von einer Konkubine des Kaisers eingeführt. Nicht nur die gebundenen kleinen Füße und der damit verbundene trippelnde Gang der Frauen galten als erotisch, die Männer spielten auch gern mit den kleinen Füßen in den bestickten Seidenschuhen. Frauen durften nicht einmal im Erwachsenenalter die Bindetücher von den Füßen nehmen, denn sonst fingen die Füße sofort wieder an zu wachsen. Die Tücher durften nur zeitweise nachts im Bett abgenommen werden, wenn die Frauen die Seidenschuhe anzogen. Männer bekamen nur selten nackte Füße zu Gesicht, weil sie für gewöhnlich mit absterbender Haut bedeckt waren und fürchterlich stanken, wenn man die Tücher entfernte. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde diese Sitte aufgegeben.

Soviel zum Juli. Viele liebe Grüße aus China und bis bald, Eure 3 Chinesen

 
 
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