Spuni & family
  Dezember 2007
 
Dezember! Und schon ist wieder ein Jahr vorüber. Für uns ging es vorbei wie im Fluge! Genauso erging es uns, die Entwicklung von Luis zu beobachten. In unglaublich rasanten Schritten (im wahrsten Sinne des Wortes) hat er sich vom Säugling in ein Kleinkind gemausert. Er kann mittlerweile alles verstehen was man zu ihm sagt. Er führt kleine Befehle aus wie ein Hund und ist happy, wenn er überall dabeisein darf um mitzumischen. Putzen, waschen, Betten machen. Er entwickelt sich praktisch zur perfekten Hausfrau! Sein erster Berufswunsch wird deshalb sein: Ayi! Auch sein Chinesisch macht Fortschritte. Wenn die Ayi ihn fragt: „;Wo ist die Nase, der Mund, die Ohren usw.“;, dann zeigt er zielgenau auf eben genanntes. Der Monat begann leider erneut mit einer Infektion. Er bekam das 3-Tage-Fieber. Fast 4 Tage und 3 Nächte war er mit Fieber über 40 Grad geplagt. Die Diagnose der Ärztin „Mittelohrentzündung“ konnte ich nicht ganz nachvollziehen und habe deshalb entschieden, ihm weder Antibiotika noch Ohrentropfen zu verabreichen. Wenn mir auch nicht ganz wohl dabei war, stellte es sich dann doch als richtige Entscheidung heraus. Wir waren heilfroh, als der dem 3-Tage-Fieber folgende Ausschlag zu sehen war!

Für einige sicher überraschend: Wir haben unseren Vertrag nochmal verlängert. Das heißt, wir bleiben bis Ende 2010 in China! Bedingung war dabei ein „Haus mit Garten“. Wir werden voraussichtlich im Frühjahr umziehen und haben dann genug Platz um Gäste zu empfangen. Sollte jemand Lust verspüren mal nach China zu reisen, so sind alle herzlich willkommen bei uns. Diverse Häuser haben wir bereits begutachtet und uns für das kleinste entschieden... Es hat 240 qm. Die meisten haben zwischen 300 und 500 qm! Dabei sind die Gärten so groß wie eine riesige Pferdekoppel und teilweise nicht überschaubar. Wir wollten es etwas gemütlicher. In den horrenden Mietpreisen ist ein mega-Sercive enthalten. Die Anlage, hier Compound genannt, bietet neben einem Hallenbad auch eine Sauna, einen Fitnessraum, Beauty-Salon, Bibliothek, 24-hours Restaurant mit Lieferservice, jeden Samstag freies Barbecue, einen kleinen künstlichen See, welcher im Winter zur Eislaufbahn umfunktioniert wird, einen eigenen Supermarkt, einen Gärtner und für uns am wichtigsten: ein internationaler Kindergarten. Praktisch ein Dorf für sich. Nachteil ist, daß es etwas ausserhalb der Stadt liegt, dafür ist die Luft etwas besser. Es geht jedoch alle 2 Stunden ein kostenloser Shuttlebus in die Stadt. Fahrtzeit 20 Minuten. Bilder von der neuen Behausung werden folgen.

Sollte also jemand eine Reise nach China planen, dann raten wir: Erstmal den Kalender rausholen und darin drei Termine markieren! Frühlingsfest, auch Chinese New Year genannt, immer im Januar oder Februar, richtet sich nach dem Mondkalender und wird jedes Jahr neu festgelegt. Tag der Arbeit, 1. Mai und Nationalfeiertag, 1. Oktober. Nun sollte man einen dicken roten Stift zur Hand nehmen und dick daneben schreiben: ZU HAUSE BLEIBEN! Dann nämlich reisen die Chinesen. Alle auf einmal, so scheint es zumindest. Beim letzten Frühlingsfest meldete die chinesische Eisenbahn stolz, sie habe mehr als 101 Millionen Menschen transportiert. Die sitzen dann praktisch alle in Eurem Wagon, zumindest wird es Euch so vorkommen, wenn Ihr obige Warnung missachtet!

Das Reisen ist eine relativ neue Entwicklung. Fünfzig Jahre lang hielt es die chinesische Arbeiterklasse nämlich so: Sie arbeitet und arbeitete. Zur Abwechlung jubelte sie zwischendurch ihren großartigen Führern zu. Das Wort Ferien existierte nicht. 1999 dann, genau ein halbes Jahrhundert nach der Befreiung des Volkes durch Mao, kam eine neue Revolution: China bekam Ferien geschenkt. Je eine Woche zu den oben genannten Terminen. Seitdem ist jeder der es sich irgendwie leisten kann vom Reisefieber gepackt. Textilarbeiterinnen, Köche und Taxifahrer machen, was sie noch nie gemacht haben: Urlaub. Sie marschieren ins Reisebüro, verlangen stur einen möglichst langen Flug, betteln den Nachbarn im Flugzeug den Fensterplatz ab und finden sich schließlich zum ersten Mal in ihrem Leben in den Lüften wieder. Urlaub machen scheint mittlerweile ein patriotischer Akt zu sein. Mit jedem Yuan den man ausgibt, erweist man seinem Land einen Dienst. Chinas Herrscher wollen, dass das Volk unbeschwert seine Sparguthaben in den Wirtschaftskreislauf einbringt. Eine schöne Sache, wenn man das mag: Boot an Boot über den vom Nebel verhangenen Westsee rudern, sich wahlweise von der Großen Mauer schubsen oder in der Verbotenen Stadt strangulieren, am Ozean bis zum Horizont kein Wasser sehen vor schwarzen aufgeblasenen Autoreifen, die den Blick verdunkeln und in denen selige Urlauber schaukeln, Bauch an Bauch, Schlauch an Schlauch. Vor allem aber heißt es, ständig um den einen, den einzigen Platz für das Wichtigste raufen - die feierlich eingenommene Fotopose.

Sollte es Euch dennoch nicht vergangen sein, in diesen Zeiten durch China zu reisen dann gebe ich noch folgenden Geheimtipp:

Wie mische ich mich möglichst unauffällig unter eine chinesische Tourgruppe?

Packt eine Wochenration Melonenkerne, Obst, getrocknetes Rindfleich und in Tee eingelegte Eier, vor allem aber alle lebenden Verwandten in den Bus. Solltet Ihr vorhaben länger als einen halben Tag unterwegs zu sein: Verdoppelt die Essensvorräte. Fotografiert alsdann jeden Felsbrocken, jeden Baum und jeden Ausländer, der sich Euch in den Weg stellt. Macht keins dieser Fotos, ohne dabei Euch selbst oder Frau/Tochter/Tante/Großmutter aufs Bild zu stellen, am besten alle der Reihe nach. Egal wie tief es unter dem Felsvorsprung die Schlucht nach unten geht, Ihr steht stramm wie ein Volksbefreiungsarmist, richtet den Blick starr in die Kamera. Frauen strecken dabei immer die Finger zum neckischen Victory-V in die Luft! Auch wenn andere Ausländer die alte Pagode auf dem Berg fotografieren, wendet Ihr Euch dem riesigen bunten VW Polo Werbeschild auf der anderen Seite zu. Ihr müsst alle 2 Stunden nach heißem Wasser fragen für Euer mit Teeblättern gefülltes Marmeladenglas. Wenn Ihr einen heiligen Dreitausender oder die Große Mauer besteigt, dann trägt man als Frau am besten Stöckelschuhe mit Absätzen von nicht weniger als 5 cm. Als Mann rollt man die Hosenbeine hoch bis zum Knie und das Hemd nach oben bis unter die Achselhöhlen, dabei darf man nie vergessen sich bei Picknickpausen rythmisch auf den Bauch zu klatschen. Hemmungen kennt Ihr keine, egal wie groß der Bauch auch sein mag. Folgt immer stets dem Megafon Eures Führers, das meist auch noch über eine Entfernung von einem Kilometer gut hörbar "My heart will go on" dudelt. Passt auf, daß Ihr nicht bei einem der zwölf anderen Megafone landet, die auch "My heart will go on" dudeln. Soviel zu meinem Geheimtipp!

Am 14.12. machen wir „die Fliege“ und sind dann über Weihnachten und Neujahr in Deutschland bzw. zu einem Kurzbesuch in der Schweiz. Wir freuen uns schon auf Euch alle und sagen diesmal, bis bald!

Allen, die wir nicht persönlich sehen werden, wünschen wir ein fröhliches Weihnachtsfest, einen guten Rutsch und einen super Start ins Jahr 2008! Bye, bye...

 
 
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