Jetzt sind schon 3 Monate vergangen seit unserer Ankunft. Luis entwickelt sich praechtig. Er guergelt, brabbelt und quietscht was das Zeug haelt.. Ihm scheint das taegliche Einerlei nichts auszumachen. Wir haben jetzt auch Deutsche Welle TV und koennen zumindest deutsch oder englische Nachrichten sehen, ab und an auch Dokumentationen. Fuer uns eine grosse Abwechslung. Die letzten Wochen waren sehr trostlos ohne Internet und Email. Ich bin mir schon sehr verloren vorgekommen. Man lernt hier nicht einfach Freunde kennen, fast alle Expats sind Singles und Maenner oder ohne Familie hier. Die 3-4 Familien die auch hier leben, wohnen am anderen Ende der Stadt oder ausserhalb. Einfache Fahrtzeit ca. 30-40 Minuten, je nach Verkehr. Bisher habe ich sie jedoch noch nicht kennengelernt.
Die Herausforderung hier zu leben, ist groesser als man sich vorstellen kann. Allem voran steht die Sinnes-Ueberlastung. Lautstaerke, Luftqualitaet, Gerueche, eine permanente Reizueberflutung. Am auffaelligsten ist die Laermbelastung. Chinesen scheinen sich grundsaetzlich nur im oberen Phon-Bereich zu unterhalten. Ob der Gespraechspartner auf der anderen Strassenseite, oder im Restaurant 5 Tische weiter sitzt, macht nichts. Dann wird eben noch lauter geschrien. Chinesische Schlager, die Hitparade rauf und runter gehoren zu einer Zugfahrt genauso wie zu einem Kneipenbesuch oder Stadtbummel. Grundregel zur richtigen Handhabung des Ghettoblasters lautet: Alle Drehknoepfe bis zum Anschlag nach rechts, denn erst wenn die Boxen krachen ist es laut genug. Es dauert nur wenige Tage, bis man hier die Nerven verliert. Aufgrund der hohen Bevoelkerungsdichte sucht man stille Rueckzugsmoeglichkeiten vergebens. Es gilt hier umso mehr: my home is my castle. Auf der Strasse eilt einem staendig der Ruf "laowai" (Auslaender) voraus und die Reaktion auf diese ungewohnte Aufmerksamkeit entwickelt sich zu Aggressionsanfaellen. Nach wenigen Wochen in China, wundert man sich schnell ueber sich selbst.
Die meisten Chinesen sind nicht einmal auf der oeffentlichen Toilette allein. Niedrige Absperrungen zwischen den einzelnen Kabinen sorgen dafuer, dass man auch mit dem Nachbarn plaudern kann. Keine Wunder, das hier niemand fuer das westliche Beduerfnis, hin und wieder einfach mal ganz fuer sich zu sein, Verstaendnis aufbringt. Einsam einen Kaffee zu trinken und in Ruhe nachdenken ist fuer die meisten hier nicht nachvollziehbar.
Fuer alle Expats: "Die Anzeichen des Kulturschocks"
- man faengt an, alle Chinesen zu hassen und laesst sich abfaellige Begriffe einfallen
- man wird aggressiv, faengt an durch die Menschenmengen zu rempeln
- wenn "Auslaender" hinterhergerufen wird, schnauzt man "Chinese" zurueck
- man schneidet Grimassen, wenn Leute hinterher starren
- man verbringt freie Tage mit anderen Auslaendern und laestert
- man gibt ein Vermoegen fuer original italienischen Kaffee im Luxushotel aus
Ich bin sicher, dass sich 90 Prozent der laowais wiedererkennen.
Soviel zum Januar... bis bald