Spuni & family
  Bayern 2010
 


Dezember 2010

Ja is denn scho wieder Weihnachten?

Hab mir gerade erst die letzten Lametta-Schnipsel aus den Haaren geklaubt, da fang ich schon wieder an nach dem Weihnachtsschmuck zu suchen! An der Uhr gedreht hat mal wieder niemand und keiner kann mir sagen, wo die Zeit geblieben ist. Wenn man erst mal 18 ist, dann läuft einem die Zeit wirklich davon, ist doch so, oder?





Die Welt um mich herum ist in Weiß getaucht und alles könnte so schön sein ... würde man nur die Ruhe und Besinnlichkeit finden, von der immer die Rede ist. Also ich bin noch auf der Suche danach. Gebe die Hoffnung nicht auf, vielleicht bringt sie ja das Christkind!

Von "vier Jahre machen was man will" auf "nicht nur einmal daran denken zu machen, was man möchte" ist schon ein großer Schritt. Irgendwie schaffe ich es, auch ohne Siebenmeilenstiefel. Allerdings bleibt dabei einiges auf der Strecke. Doch wenn ich eines weiß, dann: Alles geht vorüber ...

Thomas Cook hat mich wieder. Die Kollegen sind sich meines Erachtens noch nicht ganz sicher, ob sie über den Wirbelwind, den sie sich ins Haus geholt haben, erfreut sein sollen. Wer mag schon gerne Veränderungen? Da kommt man nichts ahnend zum Frühdienst um drei Uhr morgens und erkennt das Office als solches nicht wieder. Ordner umbeschriftet, neu sortiert, Deko entsorgt, Pinnwand umgestaltet (war voll mit Restaurantbestellkarten, wer will schon in der Arbeit essen?? ), Stühle gerückt, Übersichtspläne erstellt. Hilfe! Wer war denn hier am Werk?! Tja, wer war das wohl?? O.k., o.k.. Ich lass das in Zukunft.

Apropos Übersicht. Die hab ich am heimischen Schreibtisch irgendwie längst verloren. Der ist aber auch viel zu klein. Ich bräuchte vier Schreibtische. Wie am Airport. Hab aber nur einen und den muss ich, wenn es hoch kommt auch noch teilen. Hätte ich vier davon, wäre einer für mediaconcepts, einer für privat, einer für die Buchhaltung, einer für den Kindergarten samt Elternbeirat und einer für den Rest der Familie. Macht nach Adam Riese fünf. Ups, also noch einer mehr. Dann wäre das Büro definitv zu klein. Gut, wir nehmen das Tobezimmer nebenan mit dazu. Zum Toben ist in Deutschland eh keine Zeit. Dann stellen wir in jedes Zimmer drei Schreibtische und somit hat jeder seinen eigenen. Auch nicht schlecht.

Das wollt ihr aber sicher alles überhaupt nicht hören. Was ist anders, wie geht es uns, wie ist das Leben nach dem Einleben usw. Das wollt ihr wissen, stimmts?!

Nun denn. Anders ist vieles. Mein Gehirn hat aber leider nicht mehr die Aufnahmefähigkeit und Sensibilität um alles sofort in einen gebrauchsfähigen Text zu verwandeln. In China war das so. Hier nehm ich einen Gedanken auf, um ihn in nächster Minute wieder zu verwerfen, weil gerade etwas wichtigeres dazwischen kommt. Was ich gerade parat habe ist ein Satz, den ich in den letzten Monaten öfters gehört habe. "Du bist aber ehrlich. Andere geben das nicht so offen zu." Da frag ich mich schon, warum dem so ist. Niemand ist perfekt und jeder hat seine Sorgen. Warum heile Welt spielen? Wer hat etwas davon? Ganz ehrlich: Mir sind Menschen suspekt, bei denen immer alles "ganz toll ist und super läuft." Ach nee?!

Ich für mich kann sagen, ich bin froh wieder zurück zu sein und China hinter mir gelassen zu haben. Für mich ist momentan alles schon sehr, sehr weit weg. Luis nimmt es so wie es kommt, wie Kinder eben so sind. China hat uns verändert, es hat aber nichts daran geändert, dass wir unsere Wurzeln hier in Deutschland haben.

"Keiner kommt von einer Reise so zurück, wie er weggefahren ist." Graham Greene

Das gilt sicher auch für uns.





Das Jahr ist nur so an uns vorbeigewirbelt und da beschleicht mich manchmal die Angst, ob mit zunehmendem Alter auch die Jahre immer schneller vergehen. Ich hab noch sooo viel vor in meinem Leben. Wann soll ich meine Pläne, Ziele und Wünsche umsetzen, wenn die Zeit nur so rennt, dass ich machen kann was ich will und doch nicht rechtzeitig ans Ziel komme?

Eines noch. Was ich mir wünsche:
Ich wünsche mir nichts mehr, als die Fröhlichkeit und Unbesonnenheit, dieses herrliche, aus tiefstem Herzen kommende, gurgelnde und mega-ansteckende Lachen, diese uneingeschränkte und kompromisslose Liebe, die aufgeweckte und nie enden wollende Neugierde, dieses mit sich selbst im Reinen sein, dieses Vertrauen ohne Mißtrauen und diesen sternschnuppenhaften, leuchtenden Blick meines Sohnes einfangen und irgendwie festhalten zu können.




September 2010


Daddy is back!

Wir haben keine Mühen gescheut, Bettlaken zerschnitten, mit Plaka-Farben das Wohnzimmer gleich mitbemalt, Steine am Fluss gesammelt, auch diese bepinselt... um Papi zu überraschen und ihn willkommen zu heissen!

.. und: LUIS wird 4!!! Meine Sternschnuppe ist jetzt ein großer Mann!

Große Freude bei klein-Luis. Einen "BERG" wünscht er sich seit Monaten. Von der Geburtstagsparty gibt es mal wieder keine Bilder, denn ein Unfall kam dazwischen. Luis hat sich die Hand gequetscht. Großes Geschrei und ab ins Krankenhaus. "Same procedure as every year" kann man da schon bald sagen...


Dahoam is dahoam!

Verzeiht mir! Als momentan alleinerziehende Mami bleibt nicht wirklich viel Zeit und Muse, mir über die Aktualisierung der Homepage Gedanken zu machen. So wie es aussieht, wird sich daran auch in den nächsten Wochen nicht viel ändern.

Was ich sagen kann: Ich bin wieder daheim! So richtig. Mit genießen und so ... Ohne Schmerz im Herzen und ohne tägliche Sehnsucht. China wird in meinem Herzen immer einen Platz haben (schnulz) aber Heimat ist einfach Heimat. Vor allem dann, wenn man aus Bayern kommt. Den letzten Satz hätte ich mir jetzt auch verkneifen können, aber da kommt einfach der bayrische Nationalstolz durch. Mitgeholfen, dass ich mich hier jetzt so richtig sauwohl fühle, haben vor allem meine neuen Nachbarn. Es sind nur ein paar, da wir das vorletzte Haus der Siedlung bewohnen, aber die passen einfach wie die Faust auf`s Auge. Besser hätten wir es nicht erwischen können. Luis und sein Kumpel Johannes sind schon ein festes Team. Jeder wartet sehnsüchtig auf den anderen und Luis verwechselt mittlerweile sogar manchmal, dass ICH seine Mami bin und sagt stattdessen einfach Mami zu Johannes Mutter. Johannes sagt ja schließlich auch Mami zu ihr meint er.

Jeder Tag bringt soviel Abwechslung mit sich und uns ist jeder Tag zu kurz. Abends wollen wir noch an den Bach im Wald, durch den Luis sogar mit seinem Trike brausen kann, oder die noch nicht gemachte Radltour am Waldrand entlang machen, die dann meist beim Italiener in der Eisdiele endet, oder zum Bauern 100 m weiter, auf dem Traktor rumklettern, oder zum Sebi auf der anderen Straßenseite, um uns mit seinem umgebauten Rasenmähertraktor auf dem Anhänger über die Feldwege ziehen lassen, oder noch stundenlang Trampolin hüpfen oder in den Biergarten oder noch zum Weiher ins Wasser springen oder oder oder. Wir sind genau zum richtigen Zeitpunkt zurückgekehrt. Es war gut wie es war und es ist gut wie es nun ist.

Beruflich überschlagen sich die Wogen bei mir. Eine Sache ist klar: mediaconcepts Claudia Berger ist gegründet. Werbeagentur mit Schwerpunkt im Web-Design geht ab Oktober an den Start. Vorher stehen Schulungen an. Eine zweite Sache ist am laufen. Ich kann es nicht lassen ... Aber Flughafenluft zu schnuppern macht abhängig. Ich werde berichten.

Unsere Straße ist zur Wisteria Lane geworden. Ich spiele die Rolle der Susan, wir haben eine Gaby, eine Lynett und eine Bree, Edie darf natürlich auch nicht fehlen. Außer Gaby und mir wissen die restlichen Darstellerinnen nicht, welche Rolle sie in unseren Augen haben. Ist auch nicht wichtig, Hauptsache wir haben unseren Spaß.

In diesem Sinne grüßt Euch der kreative Tollpatsch Susan, die mal wieder erkennen muß, dass es unsinnig ist zu leiden, denn „alles wird gut“ ... irgendwann ... und alles hat seinen Sinn!


Juli 2010 

Ich komm ja zu gar nix mehr! Herrlichstes Wetter erfordert Abkühlung im Sinne von "baden gehen". In meinem/unseren Fall gestaltet sich dies im fast täglichen Ausflug zur Tunnelrutsche. Jetzt werden sich einige fragen: Was ist denn eine Tunnelrutsche?? Diese Frage ist berechtigt und ich möchte dies kurz erklären. Luis würde es so ausdrücken: lang, nass und Spass haben. Tja, das könnte vieles sein, nicht wahr? Mit meinen Worten hört es sich so an: nicht enden wollende, immer schneller werdende, unheimliche und gefährliche wenn auch TÜV geprüfte, dunkle Hölle. So. Und da muss ich durch und runter. Jahaaa, von wegen. Nicht nur einmal, nein, nein, solange bis mir richtig übel wird, oder ich mit pubertierenden Jungs derart heftig zusammen stoße, weil die es voll lustig finden, einen Stau auf der Hälfte der Strecke zu generieren, dass meine Oberschenkel in den grellsten Farben leuchten, die ein Bluterguss imstande ist zu erzeugen. Nun, ich muß ehrlich zugeben, dass ich mir meinen Sommer in Deutschland ein kleinwenig anders vorgestellt habe. Aber Tunnelrutschen sind immerhin besser als überhaupt keine Rutschen. Und: Wo keine Rutschen, da auch kein Schwimmbad. Das kann dann nur in China sein. Richtig. Da die Tunnelrutsche lichtundurchlässig ist, damit es auch schön dunkel und gruselig im Inneren ist, versteht es sich von selbst, dass diese besagte Menschenschleuder auch nicht im Freibad installiert ist, sondern NACH dem Durchgang ins Hallenbad. Dies hat leider zur Folge, dass ich von meinen Mitmenschen bereits angesprochen werde, ob ich mich nicht ganz wohl fühle, da ich so blass aussähe! Da verbrate ich also mein ganzes Taschengeld für den täglichen Eintritt ins Freibad, um mir dann solche Beleidigungen anhören zu müssen??!! Ja, das ist MEIN Sommer in Deutschland. Aber, was ist das schon, gegen ein glückliches Kindergesicht, und einem Zwerg, der sich nicht sattrutschen kann, oder??!!

P.S. Ach, und übrigens: Unsere Küche wird ein Traum!! Der Küchenhausobergeschäftsführer hat mir ALLES versprochen und noch viel mehr. Ich kriege, was ich will und vor allem ein neues Handwerkerteam. Also, geht doch. Muss man denn immer erst so deutlich werden, ja herrschaftszeiten nocheinmal, grins.


Juni 2010

Herzlich willkommen im Legoland Deutschland!?

Wir sind wieder da. Einfach so. Als wären wir nie weg gewesen. Wie es sich anfühlt, lässt sich kaum beschreiben. Das wissen wohl nur diejenigen, die es selbst erlebt haben. Auf alle Fälle geht man zunächst mit anderen Augen durchs Land. Es fallen Dinge auf, die vorher unsichtbar waren. Man sieht das Land und seine Menschen mit den Augen eines Ausländers. Und – man fühlt sich fremd. Irgendwie nicht zugehörig. Hier beobachtet nicht der Staat, hier beobachtet jeder jeden. Und wehe dem, der nicht das tut, was erwartet wird! Ich frage mich schon häufig, warum es so ist. Warum maßregelt der Deutsche so gern? Welchen Nutzen zieht er daraus? Kann mir jemand eine Antwort darauf geben?? Wo ist sie nur, die Toleranz gegenüber Mitmenschen. Alle scheinen vergiftet mit Besserwisserei. Ja, es fühlt sich momentan noch schrecklich an. Aber ich weiß ja nur zu gut, dass es vergehen wird und man schnell wieder mitschwimmt im Strom. So, wie es verlangt wird. Ging es mir doch zu Anfang in China ganz genau so.

Ist man in einem fremden Land, könnte man in den ersten vier Wochen ein Buch darüber schreiben, was alles so ganz anders ist. Nach zwei Monaten würden die Worte noch für einen längeren Brief reichen. Nach sechs Monaten lacht man über die Kleinigkeiten, an denen man sich anfangs gestört hat.

Umerziehen möchte ich die Menschen mal wieder. So, wie ich es in China versucht habe in den ersten Monaten. Die Unfreundlichkeit die einem hier entgegenschlägt einfach nicht hinnehmen wollen, dagegen ankämpfen. Ist es wirklich so schwer, Fragen zu beantworten? Ich weiß tatsächlich viele Dinge nicht, oder nicht mehr. Woher soll ein Ausländer wissen, dass es nicht reicht, wenn man den Fernseher ansteckt und dieser auch läuft, man darüber hinaus auch noch einen Vertrag abschließen muss. Nicht etwa bei der GEZ, nein, in meinem Fall bei Kabel D. Da kommt ein unfreundlicher Techniker an die Haustür, bei strömendem Regen mit geschätzter Schuhgröße 49 und Erdbatzen an den Stiefeln, dass man meinen könnte, er hätte sich bei diesem Wetter gerade selbst sein Grab geschaufelt. Man öffnet die Tür und der Blick wandert ungewollt hinab auf die überdimensional groß erscheinenden Off Road Treter, die mit Erdklumpen behangen sind wie ein Weihnachtsbaum mit Schmuck. Da man nicht unhöflich erscheinen will, bittet man den Fremden, die Möglichkeit in Erwägung zu ziehen, seine Fremdkörper eventuell abzulegen. Seine bereits weit nach unten hängenden Mundwinkel ziehen sich nun so weit hinab, dass bereits klar ist, was er einem gleich erklären wird: Den Krieg! Obwohl ich sicher im Trockenen stehe, sehe ich aus wie ein begossener Pudel, nachdem er mir seine Antwort ins Gesicht knallt. Diese „Verbalwatschn“ besagt, dass das deutsche Arbeitsschutzgesetz es nicht zulässt, sich seiner Arbeitsschuhe zu entledigen. Ah! So! Er will also Krieg. Den kann er haben. Meine Antwort: „Oh, ich habe vergessen, klar, wir sind in Deutschland. Sieht denn das Arbeitsschutzgesetz auch vor Plastikschützer zu verbieten?“ Die Schlacht war eröffnet und die folgende Stunde hatte ich nichts zu lachen. Hätte ich den Internet- und Telefonanschluss nicht dringend benötigt, um meinem Kind den Kontakt zu seinem Papa sicherzustellen, dann wäre dieser Mensch hochkant aus meinem Haus geflogen.

Er nötigte mich zunächst einen Vertrag zu unterschreiben, da er ansonsten auf der Stelle den Kabelanschluss blockieren würde. Erklärung gab es keine, ein „das ist einfach so“ musste ich wohl oder übel hinnehmen. Einwand, dass der Vermieter dafür zu sorgen hätte, wurde mit den Worten „das ist nicht mein Problem“ abgeschmettert. Tja, das hat mir gleich richtig deutlich gezeigt, WO ich mich nun befinde. Servicewüste und Rechtsstaat Deutschland, hurra! Zumindest wurde der Umsatz der Putzmittelhersteller durch diesen Besuch deutlich angekurbelt. Ist ja auch was, oder?!

Etwas erfreulicher hingegen ist der Eindruck des deutschen Landschaftsbildes. Wussten meine Augen schon nicht mehr, wie die Farbe Grün aussieht, so bekommt man hier zu dieser Jahreszeit regelrecht einen „green-flash“. Ich bin also jetzt in Grünland. Ja, so muss es einem Chinesen vorkommen, einem wie mir, der aus der Mandschurei stammt. Ein Wirklichkeit gewordenes Modelleisenbahnland. Alles hat seine Ordnung und ist so aufgeräumt. Wow! Wie machen die oder äh, wir, das nur? Dazu sind NIE Arbeiter auf der Straße oder auf der Autobahn zu sehen. Und wenn, dann ist alles drumherum abgesperrt und gekennzeichnet und es blinkt und leuchtet schon von Weitem als wäre man kurz vor der Einfahrt nach Las Vegas.

Und wo sind nur all die Menschen? Geht man in den Supermarkt um die Ecke, fühlt man sich wie Angelina Jolie, für die mal eben das Einkaufszentrum abgeriegelt wurde, damit sie sich in Ruhe umsehen kann! Na gut, o.k., man darf keine Fragen stellen. Vor allem keine nach dem Standort von Soja Soße. Antwort: „??? Wir sind ja schließlich kein Asia Laden“ – „Wie jetzt? Im Kühlregal steht doch auch Aloe vera Joghurt, den hat es vor vier Jahren dort noch nicht gegeben. Wohl aber vor sechs Jahren schon in China. Wenn es also Aloe vera Joghurt gibt, dann muss es doch schließlich und endlich auch Soja Soße hier geben! Was soll ich meinem Kind denn kochen?? Der hat das Zeug als Säugling schon so gut wie pur aus dem Fläschchen gesoffen!“ Hilft nix, in Bayern ist Soja Soße wohl noch Mangelware.

Dann gibt es Dinge, auf die man sich sooo gefreut hat. Joghurt zum Beispiel. Gibt es in China zwar in Hülle und Fülle, aber der ist immer flüssig. Und: immer süß! Immer. Auch wenn auf der Verpackung steht "Natur und ohne Zucker". Will mich also mit Joghurt eindecken und erkenne zuerst schon absolut keine Marke. Was sind das hier alles für neue Verpackungen und was sind das nur für Geschmacksrichtungen??! Joghurt mit Mascarpone und Schwarzwälder Kirsch Geschmack?? Igitt! Was sollen denn die Ausländer über uns denken? Wie kann so etwas noch gesund sein? Dann zieh ich mir doch gleich einen riesengroßen Eisbecher rein, der hat ganz bestimmt weniger Kalorien und dessen Anblick ist weitaus befriedigender. Mir vergeht der Appetit. Mein Kühlschrank ist nicht etwa gefüllt mit Käse, Wurst und Joghurt, nein. Jetzt, wo man all das haben könnte, was man so lange vermisst hat, hat man plötzlich keine Lust mehr drauf. Es ist ja ständig verfügbar. Immer. Nicht nur heute, nein, immer, immer, immer. Aber mein Gehirn wird noch eine Zeit brauchen, um das zu registrieren. Deshalb ist der Kühlschrank fast leer, aber im Vorratsschrank stehen fünf Flaschen Soja Soße aus dem Asia Laden. Für alle Fälle. Könnte ja sein, dass der Asia Laden nächste Woche schließt, oder plötzlich keine Lebensmittel mehr eingeführt werden dürfen, oder der Asia Laden gar keine Lizenz hat, um Soja Soße zu verkaufen oder das nächste mit Soja Soße beladene Flugzeug abstürzt ...

Und: Hat man Soja Soße, dann hat man alles oder zumindest ein Stückchen Erinnerung an die alte Heimat.

So viel zu meinen ersten Eindrücken aus dem Land der Tugend, laut chinesischer Übersetzung.


 18.06.10

Jetzt geht`s aber langsam los hier!

Heute (strömender Regen, nur nebenbei bemerkt) wieder zwei so Zapfen von der Küchenfirma. Marschieren in mein Haus, als ob sie es besetzen wollten. Ich: "Sind sie jetzt von der GSG 9 oder von der Küchenfirma?" Die fanden den Satz gleich mal gar nicht komisch. Humorloses Volk sag ich da nur. Ich: "Bevor es zu Missverständnissen kommt, bitte Schuhe ausziehen oder Schützer überstreifen". Die: "Ja waruman des??" - "Ja weil das der Anstand verlangt, sofern man einen hat!". Die: "Geht`s no. San mir im Krangahaus oda wos?"

Hab mich schützend vor die Wohnzimmertür gestellt, Hände in den Hüften. Die Schuhe mussten runter. Aber, aber. Hätte ich mir ja denken können. Warum tragen Männer heute überhaupt immer noch weiße Socken??!! Und warum werden die überhaupt noch verkauft, sofern man nicht einen Mitgliedsausweis für den Tennisverein vorlegen kann. Und dann noch als Monteur??? Dass es sich ursprünglich mal um weiße Socken handelte, war nur zu erkennen, als die Herrschaften in die Hocke gehen mussten und die Latzhosen dabei nach oben rutschten. Nicht, um unter mir hindurch ins Wohnzimmer zu kriechen, nein, um ihre Arbeiten auszuführen. Nach der Farbe der Socken zu urteilen, waren die schon mehrere Tage, wenn nicht sogar Wochen, nicht mehr gewechselt worden. Kein Wunder! Sie in diesem Zustand seiner Frau zur Wäsche vorzulegen wäre die Provokation schlechthin! Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie dann erst die Unterwäsche ausgesehen haben könnte von Stan und Oli. So hab ich sie gleich getauft in meiner Phantasie. Graubraune Socken, deren ursprüngliche Farbe Weiß war, haben ungefähr einen Geruch an sich, der einem den Magen ca. zehn Mal pro Minute umdrehen lässt. Habe versucht meinen Würgereiz zu unterdrücken und mich selbst verdammt. Dann bitte das nächste Mal doch MIT Schuhen eintreten. Den dadurch entstehenden Schmutz kann man zumindest wegputzen.

Bin ich jetzt China-versaut oder was? Aber als ich heute auf Besichtigung meines zukünftigen Fitness-Studios war, da wurden mir am Empfang bereits Plastikschützer in die Hand gedrückt. "Sie machen mich sooo glücklich" hab ich gesagt, und "darf ich die behalten?" Es gibt sie also. Sowohl die Plastikschützer als auch die Saubermänner. Yep!



So. Mir hat es gereicht. Schriftliche Beschwerde an den Küchenmarkt vorgestern. Heute Anruf vom Geschäftsführer höchstpersönlich! Holla, die Waldfee! Dabei hab ich mir noch nicht mal richtig Mühe gegeben zu übertreiben. Einfach mal die Story erzählt. Ha! Jetzt kommt er mich persönlich besuchen. Nett. Einen derartigen Brief hätte er in seinen 20 Jahren als Geschäftsführer noch nicht in Händen gehalten und er würde alles tun, damit ich bekomme was mir zusteht. Uiii! Wenn der wüßte! Hab den zwei Zapfen auch gleich mal Hausverbot erteilt. Die bin ich schon mal los. Und eigentlich bin ich jetzt grad in der Stimmung, eine weitere Beschwerde über ihr unqualifiziertes und unverschämtes Personal in Bundeswehrstiefeln mit Dreckbatzen an Kabel D rauszulassen. Was meint ihr?? Soll ich?? Jetzt wird hier mal aufgeräumt in good old germany. Wir sind schließlich bald Weltmeister und da müssen Leute wie ich dafür sorgen, dass wir das auch verdienen. Mit so dahergelaufenen Wischmops wie sie mir in den letzten Wochen über den Weg gelaufen sind, holen wir keinen Titel! Apropos Titel. Ist ja schon sagenhaft wie bunt so ein Spiel sein kann. Ständig fliegen irgendwelche roten und gelben Punkte übers Bild. Benutzt man beim Jubeln die Hände, gibt es schon die rote Karte! Immerhin gibt es einen deutschen Schiri, der nicht nur aus Niederbayern, sondern auch noch aus der schönsten Stadt der Welt kommt: nämlich aus Landshut! Ja! Wär natürlich cool, wenn der grad noch England : Deutschland pfeiffen würde, gell. Aber das schaffen wir auch ohne ihn, klaro! Unsere Mannschaft kommt jetzt gerade erst mal in Fahrt. Die mussten sich erst warm spielen. Im Halbfinale sind wir schon mal sicher und dann kann uns eh niemand mehr aufhalten. So wie mich, wenn ich mal warmgelaufen bin. Alles wird gut. Wie immer ...

 
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