So wie es im Herbst nach jedem Regen kälter wird, steigen nun die Temperaturen nach jedem Schneefall etwas an. Nachts haben wir nur noch um die -15 und tagsüber sind wir bei etwas über 0 Grad. Der Frühling ist in Sicht, hurra!
Die Zeitumstellung hat uns diesmal kaum zu schaffen gemacht. Luis versucht sich wieder im Kindergarten während ich weiter um etwas hygienischere Zustände dort kämpfe. Wir waren Schlittenfahren in dem Skigebiet der Universität, hier um die Ecke sozusagen. Es gibt immerhin eine Abfahrt mit Sessellift und einen Anfängerhügel mit Schlepplift. Die komplette Ski- oder Snowboarderausrüstung inkl. Skianzug, Mütze, Brille usw. leiht man sich aus, in einer Halle, welche Platz für 10 Schneeraupen bieten würde. Ich habe mir dann mal vorgestellt, wie es denn wäre, würden alle vorhandenen Utensilien verliehen... Wo sollten all die Menschen denn Skifahren??? Aber dies soll nicht mein Problem sein.
Luis hat sich schnell wieder an seinen chinesischen Rufnamen gewöhnt. Hier wird er Lui`se gerufen, was ihm nichts auszumachen scheint im Gegensatz zu mir.
Man mag sich wundern, bei 1,3 Milliarden Menschen, aber 105 Millionen davon heissen Li! Das sind mehr als Deutschland, Österreich und die Schweiz zusammen Einwohner haben.
291 Millionen Chinesen teilen sich im Moment ganze 3 Familiennamen: Li, Wang und Zhang. Und wer die 100 häufigsten Namen kennt, der kann immerhin 1,1 Milliarden Chinesen korrekt ansprechen. Und als ob die Möglichkeit der Verwechslung nicht schon groß genug wäre, so kommt nun auch noch die neue „Vornamenmode“ dazu. Früher war es Sitte, einen aus zwei Zeichen bestehenden Vornamen zu wählen, so gelten seit einiger Zeit Vornamen als modern die nunmehr aus einem Zeichen bestehen, was die Möglichkeit der Variation stark einschränkt. Die Provinzhauptstadt Nannjing klagt öffentlich, dass in ihrer Stadt mittlerweile 400 Männer den Namen Li Jun (übersetzt: Soldat Li) trügen, sodass sich keiner wundern brauche, wenn es bei der Verbrecherjagd den Falschen treffe. Die Eltern sind sich dessen sehr wohl bewusst und greifen deshalb tief in Chinas Schatzkiste. Dabei ziehen sie so obskure Schriftzeichen hervor, dass die Behörden die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, weil diese Zeichen zwar in Werken der Literatur, jedoch auf keinem modernen Computer zu finden sind. Wie bitteschön soll man sie da korrekt auf einen Pass oder Führerschein bringen?
Für werdende Eltern ist die Wahl des richtigen Namens eine Operation von kaum zu unterschätzender Bedeutung. Bibliotheken werden gewälzt, Wahrsager konsultiert, alte Kalender durchgeblättert, um einen Namen zu finden, der so viel Glück bringt wie nur irgend möglich. Es gibt sogar Agenturen, die nichts anderes im Angebot haben als Erfolg und Reichtum versprechende Firmennamen, das Stück für 8000 Euro! In einigen Familien war die Enttäuschung beim Anblick eines frisch geborenen Mädchens so gross, dass sie ihm einen Namen verpassten wie: Zhao di (wink den kleinen Bruder herbei). Auf dass es beim nächsten Mal klappen möge.
Unter jüngeren Chinesen ist es heute schick, sich in der Schule zusätzlich einen englischen Vornamen zu geben und diesen auch untereinander zu benutzen. Und so wimmelt es von Johns und Tims, von Cindys, Peggys und Sunshines. Sunshines? Ja, viele haben die chinesische Vorliebe für sprechende Namen in die neue Sprache hinübergerettet. Nicht alle haben dabei ein glückliches Händchen bewiesen. So heisst unser Fahrer „Hunter“, in einen Cafe habe ich schon eine „Taifun Li“ oder am Flughafen eine „Apple Liu“ gesichtet. Bei Mc Donald steht sogar eine „Chloroform Wong“ hinter dem Tresen!
Was allerdings positiv auffällt ist, dass die Chinesen den Familiennamen grundsätzlich vor den Vornamen stellen und es damit uns Bayern gleichtun, wo der Huber Anton dem Bierbichler Xaver die Meinung sagt, wenn der sich beim Wislsperger Resl zu viel herausgenommen hat.
Einen schönes Frühlingserwachen wünschen Euch die 3 aus „Bad Schönyang“