Juli 2007
Die Zeit rast nur so dahin und schon wieder ist ein Monat vorüber. Die Regenzeit hat begonnen und wir kämpfen mit hoher Luftfeuchtigkeit. Wolkenbruchartige Regenfälle lassen den Verkehr innerhalb 5 Minuten komplett zusammenbrechen. Das Wasser hat hier keinen Ablauf und die Unterführungen, davon gibt es jede Menge, sind somit im Nu nicht mehr passierbar. Dann geht erstmal gar nichts mehr. Amphibienfahrzeuge sind hier eine echte Marktlücke.
Luis ist der Überflieger schlechthin. Mit kaum 9 Monaten steht er bereits alleine und läuft an einer Hand, er ist einfach nicht zu bremsen. Am 20.07. hat er seine ersten Schritte allein in diese weite Welt gemacht!!
Sein Charakter entwickelt sich und wir wissen schon jetzt, daß er nicht zu der Art von Kindern zählt, die man nie hört oder sieht. Seine ersten Worte kommen lautstark, wie Mama, Baba, Wawa, Adda, Ni. Übersetzt: Mama, Papa, Hund, Auto und Nein. Von einer Sekunde zur anderen ist er verschwunden und hat innerhalb kürzester Zeit ein ganzes Zimmer verwüstet. Manchmal scheint es, als wäre ein Wirbelsturm durch die Wohnung gefegt.
Es gibt Tage, an denen quängelt er, daß es kaum auszuhalten ist, und wieder andere an denen er nur freudestrahlend lacht und herumalbert. Er muß alles erkunden, erforschen und klettert an allem hoch was irgendwie möglich ist. Seinen Namen trägt er also zu Recht!
Das Highlight des Monats war unser 9-tägiger Ausflug auf`s Land ins Civic Moon Resort. Eine bekannte Familie hatte uns eingeladen ihr Haus zu hüten, während ihres Heimaturlaubes. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle, an die Familie Schwab! Wir haben uns sehr wohl gefühlt und „so gar nicht wie in China“. Wir denken, die Bilder sprechen für sich. Als Nachbarn von den Pfeiffer`s, hatte Luis somit auch immer Spielkameraden und jeder Tag war im Nu vorüber.
Shenyang wimmelt nur so von Regenschirmen, die von den Frauen als Schutz gegen die Sonne benutzt werden. Man fühlt sich wie anno dazumal. Doch sobald man auf deren Beine blickt, ist man wieder in der Gegenwart. Die meisten tragen hautfarbene Seidenstrumpfsöckchen, welche geschmeidig die Fesseln abdrücken. Dazu in der Regel High-Heels, oder zumindest offene Schuhe mit Absatz. Bei den Männern ist es Tradition, die Oberbekleidung über den Bauch zu rollen um der Hitze entgegenzuwirken. Dabei spielt es keine Rolle wie alt man ist, oder wieviel Speck man angesetzt hat. Von einem 6-pack ist hier meist nichts mehr zu sehen.
Wir fangen in diesem Monat an, mehr Bilder aus der Umgebung zu zeigen. Die meisten davon wurden uns freundlicherweise von den Pfeiffer`s zur Verfügung gestellt. Da sie mobiler sind als wir und schon seit über 3 Jahren in China, haben sie ein riesen Archiv. Leider verlassen sie China im September. Somit auch der einzige deutsche Spielkamerad im Alter von Luis. Im Juli hat unsere neu gegründete Krabbelgruppe gestartet, mit dabei sind Life, 11 Monate und Sissy, 15 Monate, beide aus China und natürlich Luis. Sissy ist noch sehr, sehr schüchtern, da es für sie der erste Kontakt mit anderen Kindern ist. Life und Luis nehmen sich gegenseitig schon die Spielsachen weg, wobei es den jeweils anderen nicht wirklich zu interessieren scheint.
Ich gehe weiterhin regelmäßig in den Chinesisch-Unterricht. Das problematische ist nach wie vor die Betonung. Im Deutschen hat man über 10000 verschiedene Silben auf die man zurückgreifen kann, im Chinesischen nur gerade mal 400. Da sich mit einigen hundert Silben nun bei aller Mühe kein vernünftiger Wortschatz bilden lässt, behilft man sich mit verschiedenen Tonhöhen. Da das Chinesische eine tonale Sprache ist, macht es einen erheblichen Unterschied, ob man eine Silbe langgezogen gleichlautend oder abrupt nach unten zu Ende führt. Es klingt nicht nur kompliziert, sondern ist es auch. Diese 4 verschiedenen Tonhöhen sind ein nicht endender Quell aus Frustration. Nicht nur, daß jede Silbe schon einmal von vorneherein 4 verschiedene Bedeutungen hat, je nach Aussprache. Hinzu kommt, dass es viele gleichausgesprochene Silben gibt mit verschiedener Bedeutung. Ohne das dazugehörende Zeichen läßt es sich nicht klären. Z.B. das Wort „ming“ bedeutet: hell, klar, deutlich, offen, unverhüllt, scharfsichtig, ehrlich, Sehvermögen, etwas einsehen, nächst, sich über etwas im Klaren sein, Ming Dynastie usw. Bei der Silbe „an“ gibt es gleich 22 verschiedene Bedeutungen. Schwieriger als verstanden zu werden ist jedoch zu verstehen. Für ungeübte Ohren wie meine, ist die Betonung meist nicht wirklich erkennbar. Wer hat noch Lust Chinesisch zu lernen?
Das Wichtigste zum Schluß: Heiner hat die Karateprüfung zum grünen Gürtel bestanden!! Langsam muß man sich wirklich in acht nehmen. Nur noch 2 Farben bis zum schwarzen Gurt. Mal sehen, ob er das noch schafft, bzw. ich. Da ich immer als Opfer fungieren muß, trage ich ständig irgendwelche Blessuren mit mir rum. Nur Kleinigkeiten wie, blaues Auge, gebrochene Nase, abgerissenes Ohr, hi, hi
So, das war es mal wieder. Bis bald im August, dann gibt es Bilder von unserem Besuch im Zoo!
