Spuni & family
  Dezember 2008
 
Der letzte Monat des Jahres war teilweise schon bitterkalt. Am 21.12. haben uns -25 Grad dazu veranlasst, alle Pläne umzuwerfen und das Haus nicht zu verlassen. Heiner hat das „Hasen füttern“ übernommen und kam nach 5 Minuten völlig durchgefroren wieder ins Haus. Ob Hoppel und Bunny den Winter überstehen?? Wenn sie so leidensfähig wie die Chinesen sind, dann sicherlich! Was gab es sonst in diesem Monat: Luis sowie Heiner waren wieder einmal mit Erkältung geplagt. Bei Heiner folgte dann eine heftige Stirnhöhlenentzündung, welche auch noch an Heiligabend begann. 4 Tage Fieber und Schüttelfrost, und beim Notruf niemand erreichbar, tja, das ist China.

Der langersehnte Container, auf den wir seit Juli warten ist endlich angekommen! Obwohl das Haltbarkeitsdatum einiger Lebensmittel bereits abgelaufen ist, freuen wir uns dennoch. Man härtet ab und ist in dieser Beziehung längst nicht mehr so zimperlich wie „früher“.

Luis überrascht diesen Monat mit seinen Chinesisch Kenntnissen. Plötzlich werden aus einzelnen Wörtern mehrere und dabei unterscheidet er haargenau mit wem er spricht. Rede ich mit ihm Chinesisch, guckt er nur völlig entsetzt und verstummt. Fall überhaupt, erhalte ich dann lediglich eine Antwort auf Deutsch.

Für die Weihnachstfeier in Civic Moon wurde Heiner gebeten den „Host“ zu machen. Was er natürlich nur auf mein Drängen hin angenommen hat. Wie üblich gab es bei den Aufführungen ein heiloses Durcheinander, aber allein der Wille zählt, oder?

Zu Heiligabend hatten wir Uschi eingeladen, die gerade von den Fidschis zurück war und mit ihrem Teint so gar nicht zu uns passte. Aber wir haben es genossen, ihren Urlaubsanekdoten zu lauschen, auch wenn dabei natürlich Fernweh aufkam, vor allem in wärmere Gefilde.

In diesem Monat habe ich meine 4. Levelprüfung am Berlitz Institut bestanden. Ja, ihr dürft gratulieren! Was am Anfang so unmöglich erschien, ist nun Wirklichkeit geworden. Ich kann mich verständigen. Geht es auch mittlerweile oft ans Eingemachte, welches mich große Überwindung kostet, z.B. Wörter wie Industrialisierung und Agrarwirtschaft zu lernen, so bin ich doch froh, eine sinnvolle Beschäftigung zu haben. Doch habe ich immer noch erhebliche Schwierigkeiten, die Leute auf der Strasse zu verstehen. Man verwendet gleiche Begriffe, und versteht doch etwas völlig gegensätzliches. Da ein Wort so viele verschiedene Bedeutungen hat, ist es schwer vorstellbar, daß die Verständigung irgendwann ohne größere Probleme erfolgen kann. Oft merkt man dies auch im Gespräch mit Einheimischen, obwohl auf Englisch, gibt es hier einfach völlig verschiedene Auffassungen. Die Chinesen haben den Kompass erfunden, jedoch heisst es in der Übersetzung: Die Nadel, die nach Süden zeigt. Deshalb lachen sich die Chinesen in den Bart, wenn sie einen Europäer mit dem Kompass in der Hand nach Norden laufen sehen. Die Nadel mag die gleiche sein, in ihrer Deutung gehen Ost und West jedoch diametral auseinander. Ähnliches lässt sich beobachten, wenn über die Bedeutung der trügerischen Worte Kommunismus oder manchmal auch Liebe gesprochen wird. Da fragt man sich, ob China und der Westen je zusammenkommen können? Aber warum nicht: Letztendlich haben wir das gleiche Ziel, die nach Norden und die nach Süden rennen, solange die Welt nur rund bleibt.

Im Gespräch oft amüsant, aber auf Dauer ermüdend ist auch das Bemühen der Chinesen ständig belegen zu wollen, immer und überall die Ersten gewesen zu sein. Ob Fussball oder Golfsport... bald werden sie wahrscheinlich in Xi`an ein Snowboard aus der Han-Zeit ausgraben. Und wäre ihr Raumschiff bei dem kürzlichen Weltraumflug auf dem Mond gelandet, so hätte es mich nicht gewundert wenn sie Bilder zur Erde gefunkt hätten von dem Ming Beamten Wan Hu, der sich im 14. Jahrhundert ins All schießen lies, mit einem Stuhl, an dem 47 Bambusraketen befestigt waren, mit Schwarzpulver gefüllt: Wan Hu sitzend, mit einer 600 Jahren alten selbst gebrauten Coca Cola und live im Staatsfernsehen erzählend, wie das war 1969, als er einen gewissen Neil Armstrong willkommen hieß und ihm dazu gratulierte, der zweite Mensch auf dem Mond gewesen zu sein.

Das sicherlich positivste an diesem Land ist, daß es ein Serviceparadies ist. Man erlebt es jeden Tag, um es jedoch zu verdeutlichen, will ich hier versuchen das Erlebnis eines Bekannten aus Peking wiederzugeben:

Er landet mitternachts hundemüde am Pekinger Flughafen. Stapft zu seinem Auto in Vorfreude auf sein Bett. Betätigt die Zündung – nichts passiert. Batterie leer. Heulen hätte er können. In Deutschland ruft man an dieser Stelle den ADAC. Und in China? Man überredet einen Taxifahrer, sich bis ins nächste Dorf abschleppen zu lassen, wo sich eine Menge Autowerkstätten befinden. Es war Mitternacht, alles pechschwarz als sie einrollten. Kein Problem, sagte der Taxifahrer und donnerte mit der Faust gegen ein heruntergelassenes Garagentor. Bald tauchte ein zerzauster Kopf auf, der in einem ölbefleckten Pyjama steckte. Keine 2 Minuten später gingen die Lichter an, und es umringten drei sich den Schlaf aus den Augen reibende Männer und die sie kommandierende Chefin das Auto. Eine neue Batterie war fix eingesetzt. Doch, sie hatten kein Starterkabel in der Werkstatt. Es dauerte nicht lange, da rannte einer der drei über die Straße zur friedlich schlummernden Nachbar-Werkstatt, kletterte an deren Außenwand hoch – und zwackte kurzerhand 3 Meter Stromkabel ab, welches dort am Dach baumelte. Eine halbe Stunde später war der Bekannte zuhause. Der bestohlene Nachbar mag vielleicht anders denken, aber dieses Beispiel zeigt eindeutig: China ist ein Serviceparadies! Der gute Wille der Menschen hier ist einfach erstaunlich. Hier kann man sich das Mineralwasser genauso nach Hause liefern lassen wie das Zugticket oder den Doktor Titel jeder gewünschten Elite Universität, und zwar eine Stunde nach Bestellung. Und, der Obstverkäufer schält einem an Ort und Stelle die Ananas. Man sollte mal versuchen, das einer Standlfrau am Viktualienmarkt nahe zu bringen.

Happy New Year und bis bald!

 
 
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