Der Juni begann mit einem Überfall auf unsere Ayi. Auf dem Nachhauseweg wurde sie von einem Unbekannten mit einem Messer in den Rücken gestochen! Der Mann konnte fliehen, und unsere Ayi wurde mit 8 Stichen genäht. Trotz alledem hat sie sich am nächsten Morgen auf den Weg zu uns gemacht. Mit schmutzigem, blutdurchtränkten Verband... Habe sie natürlich in den nächsten Bus gesetzt und ihr erstmal „verboten“ wiederzukommen. Mittlerweile ist sie wieder im Einsatz, die Fäden sind gezogen und sie scheint soweit genesen. Da die Menschen hier nicht sonderlich zimperlich sind, kann man nur hoffen, daß sie keine Schmerzen mehr hat, denn zugeben würde sie es sicher nicht. Die Angst, den Job zu verlieren ist viel zu groß.
Unser Gemüsebeet hat uns in kürzester Zeit leckere Radieschen auf den Tisch gebracht. Mit selbstgebackenem Brot sind sie für uns eine Gaumenfreude. Der Blumenkohl und der Kohlrabi wurde von unserem frechen kleinen schwarzen Hasen verköstigt. Da er ständig wie eine Gazelle über den Hasenstallzaun sprang und auch keinen Halt davor machte, unsere Blumen zu verspeisen, haben wir ihn kurzerhand zur Adoption freigegeben. Jetzt ist alles so, wie es vorher war. Der Große und der Kleine Weiße leben in friedlicher Eintracht.
Ein ganz besonderes Highlight für uns war ein Event der Lufthansa, zu dem wir geladen waren. Anlass war der erste Flug von München nach Shenyang zu dem hochrangige Gäste geladen waren. Es fand in einer stillgelegten Stahlfabrik statt. Ein aussergewöhnliches Ambiente und eine zauberhafte Atmosphäre haben den Abend für uns ganz sicher unvergesslich gemacht. Der Veranstalter hat sich wirklich selbst übertroffen. Schwebende Jungfrauen an einem über 10 Meter langen Seil, Feuerspucker, Philharmonie Orchester und und und. Die Szenerie hätte in einen Hollywood Film gepasst. Wir konnten China für ein paar Stunden vergessen und haben den Abend reichlich genossen.
Heiner und Torsten wurden bei einer Mountainbike Tour vom Militär verhaftet, nachdem sie unwissentlich in militärisches Sperrgebiet eingedrungen waren. Torsten konnte sich losreissen und fliehen! Trotz Verfolgung und damit verbundenem Sturz hat er es geschafft Hilfe zu holen und erforderliche Ausweisdokumente. Nach diversen Verhören, wusste sich die Mannschaft dann auch nicht mehr zu helfen und sie haben Regierungsbeamte aus der Stadt angefordert. Formulare wurden ausgefüllt, Dokumente erstellt und nach über 4 Stunden waren die beiden wieder „frei“! Alle scheinen etwas nervös, wegen der bevorstehenden Olympiade. Ehe man sich versieht, ist man der Spionage beschuldigt und wird des Landes verwiesen. Die Sache war nicht ganz „ohne“ und hat uns mal wieder auf den Boden der Tatsachen verwiesen. Deshalb halte ich mich mit weiteren Ausführungen auch etwas zurück.
Endlich Besuch! Lennart und Nadja haben uns übers Wochenende besucht. Eine herrliche Abwechslung und die Erkenntnis, daß Freunde einfach guttun. Luis war reichlich fasziniert von dem großen „Lenni“, zumal dieser seinen Kräutertee mit ihm teilte. Gleichzeitig konnte er sich auch dem Charme von „Jaja“ nicht entziehen. Wir hoffen auf baldiges Wiedersehen!
Lennart wohnt seit 4 Wochen praktisch „um die Ecke“ in Yinkou und dazu haben wir einen herrlichen Strandabschnitt auf dem Weg dorthin entdeckt. Sieh, das Gute liegt so nah, man muß es nur erst entdecken! Und das alles bei nichteinmal 1,5 Stunden Fahrtzeit.
Auffallend ist, daß es plötzlich sehr viele importierte Produkte gibt. Von Haribo über Persil, Hüttenkäse usw.. Die führenden chinesischen Produkte erhalten nun auch englische Aufschriften und man sieht endlich schwarz auf weiß, was man sich bisher zugemutet hat. Für einige sicher überraschend, daß die bisher gekaufte Frischmilch, Soja- oder Ziegenmilch ist. Wir hoffen, daß diese Entwicklung anhält und nicht nur eine „Olympische Fata Morgana“ darstellt.
Die Koffer werden rausgeholt und gepackt, denn am 25. geht es los in Richtung Heimat. Luis und ich freuen uns, bald einige von Euch zu sehen! Bis denne...
