Spuni & family
  Januar 2008
 
Januar 2008 Der 2. Heimatbesuch liegt hinter uns. Die Qualen der Zeitumstellung auch. Ein nicht enden wollender Rückflug ist schon wieder fast in Vergessenheit geraten. Wir befanden uns bereits über Sibirien und hatten nur noch 4 œ Flugstunden vor uns, als die Maschine plötzlich kehrtmachte und HELSINKI anflog!! Bedingt durch einen medizinischen Notfall war dies notwendig. Für uns nicht ganz nachvollziehbar, da auch der Flug nach Helsinki fast 3 Stunden dauerte. Aber was will man machen. Dazu kam, dass das reservierte Babybasket NICHT verfügbar war und der Anschluß in Peking natürlich längst über alle Berge. Die Lufthansa fühlte sich nicht zuständig, wir sollten das mal selber regeln. Leichter gesagt als getan, nach einem 16 Stunden Flug und einem völlig übermüdetem Kind.

Mittlerweile ist der Alltag wieder eingekehrt. Momentan sind alle gesund und wohlauf, trotz der eisigen Kälte. Fast alle Expats befinden sich in Deutschland, zumindest die Frauen, und es ist etwas einsam hier. Luis braust mit seinem Bobbycar den ganzen Tag durch die Wohnung, es fehlt ihm an „Auslauf“. Aber wir halten durch und fiebern unserem Urlaub in wärmeren Gefielden entgegen. Gleichzeitig stehen wir in Verhandlung mit Civic Moon, unserem neuen Domizil. Geduld ist hier gefragt, denn langwierige Verhandlungen scheinen eine Leidenschaft der Chinesen zu sein. Mit deutscher Ungeduld kommt man hier nicht weit. Da kann man argumentieren wie man will. Daß sie eine Menge Geld verlieren, je länger sie einen hinhalten, scheint niemanden zu interessieren. Mal sehen, ob der geplante Umzug im März zu schaffen ist. Nun hat sich heute der Megagau ergeben: Nachdem wir für morgen geplant hatten, den Mietvertrag zu unterschreiben, wurde uns heute am Telefon mitgeteilt, daß das Haus nun verkauft worden wäre. Unglaublich! Alle Müh umsonst, wir sind am Boden zerstört. Leider gibt es auch nur ein einziges Haus, das noch zu haben wäre. Dies hat über 300 qm und ist damit für uns viel zu groß und ungemütlich. Allein der Garten, mit den Maßen eines Fussballfeldes lädt nicht gerade dazu ein, darin zu sitzen. Er ist eher ein genialer Platz für größere, sportliche Events. Was tun?

Im Dezember habe ich vergessen zu erwähnen, daß man sich vor dem ungenierten Spucken in Acht nehmen sollte! Es kann einen überall ereilen. Im Bus, im Taxi, im Supermarkt, im Luxus Shoppingcenter, auf der Straße oder im Restaurant. Sofern man einen Laut erkennt, der an einen Drachen erinnert, welcher sich mit voller Kraft die Kehle freizumachen versucht, sollte dies Signal und Warnung sein, nun Deckung zu suchen. Das Gurren schwillt an zu drohendem Gurgeln und Röhren, das einem startenden Flugzeug nicht unähnlich ist. Schließlich wird, im gemeinsamen Hauruck von Muskeln, die Flugbahn freigegeben. Im Normalfall hat man zu diesem Zeitpunkt schon das Weite gesucht oder seinen Kopf unter der Tischdecke vergraben, sodaß man das Aufklatschen nur mehr als fernes Echo vernimmt. Auch wenn in den Zeitungen immer öfter zu lesen ist: Spucken ist illegal, und die Strafen dafür heraufgesetzt werden: 50 Yuan (5,- Euro) kostet es nun in Peking, wenn einer erwischt wird. Wenn. So einfach ist das nämlich nicht. Die Regeln der Spurensicherung verlangen ein Foto vom Tatort! Das stelle man sich mal vor! Damit bereitet die Beweisführung so viel Kopfzerbrechen wie die Bestrafung selbst. Den meisten will einfach nicht in den Kopf, was an dem Brauch falsch sein soll. Es sei der Gesundheit zuträglich, den Körper regelmäßig von aufgestauten Säften und Gasen zu befreien. Weder Anti-Spuck-Schilder, noch von der Regierung verteilte kleine Plastikbeutel (mobile Spucknäpfe) helfen. Obwohl man immer wieder hört, daß all das in den letzten Jahren weniger geworden sei. Gehört man selbst zu jenen Leuten, die stets ein Taschentuch bei sich tragen, um sich bei Bedarf die Nase zu schnäuzen, vielleicht sogar am Esstisch, um den Auswurf zu einem Päckchen zu falten, welches man anschließend in die Hosentasche steckt und den ganzen Tag mit sich herumträgt, oder noch schlimmer, die Briefmarke mit der Zunge ableckt, die einem die Pranke des Postbeamten gerade über den Schalter gereicht hat? Das finden die Chinesen nämlich schauerlich.

Ich komme nochmal auf den Verkehr zu sprechen. Man kann nicht aufhören, sich über selbigen zu wundern. Wie schon einmal erwähnt, lernen die Chinesen das Fahren nicht auf den Straßen der Städte, sondern auf Übungsplätzen. Alles andere wäre zu gefährlich. Für den Fahrlehrer. Deren Sicherheit steht an erster Stelle, weil sie schnellen Ersatz liefern für alle Schüler, die sich im wirklichen Leben gegenseitig von der Straße boxen. Wenn der Augenschein nicht trügt, arbeiten die Fahrschulen auf der Basis neuesten Lehrmaterials aus Mogadischu unter Einbezug chinesischer Besonderheiten. (Beispiel: Scheinwerfer an Bussen und ähnlich großen Gefährten über 7,5 Tonnen sind dazu da, pünktlich zum Einbruch der Dunkelheit ausgeschaltet zu werden).

Trainiert werden anscheinend folgende Disziplinen: Rechts einordnen, um links abzubiegen; links einordnen, um rechts abzubiegen; gar nicht einordnen und trotzdem abbiegen. Dann das einfache Rechts-Überholen; das Rechts-Überholen unter Einbeziehen der Fahrradspur; sowie das Profi-Rechts-Überholen (hier darf die Zahl der überrollten Fahrradfahrer an sonnigen Tagen nicht mehr als zwei übersteigen, Ausnahmeregelungen gibt es für Regentage). Schließlich, als Zugeständnis an die chinesische Lust zur Zusammenrottung, das Freestyle-Kreuzen an zentralen Knotenpunkten mit anschließendem engstmöglichen Ineinander-Verwickeln unter besonderer Missachtung aller Regeln der Logik. Eine populäte Übung für Fortgeschrittene, ist das Generieren eines Staus nach Mitternacht, wozu in der Regel nicht mehr als zwei sich auf einer leeren Kreuzung aufeinander zubewegende Fahrzeuge benötigt werden. China Daily meldete einen Stau im Norden Pekings, dessen Auflösung die Polizei zwei Nächte und drei Tage gekostet hat.

Autofahren in China ist einem Videospiel nicht unähnlich. Tabu ist die in Deutschland übliche Konzentration auf die Spur vor einem, notwendig ist vielmehr der 180 Grad erfassende Streublick, der gleichzeitig alle sich bewegenden Teilchen und alle sich auftuenden Lücken einem Radarschirm ähnlich im Blick behält. Auf Chinas Straßen sterben pro Jahr 110 000 Menschen! Dies ist sowohl in absoluten Zahlen als auch im Verhältnis zu den Autos Weltrekord!

So, in 4 Tagen fliehen wir in den Süden und machen Urlaub in Thailand. Danach ist der Winter auch schon fast wieder rum. Am 7. Februar ist Chinese New Year, den damit verbundenen Dauer-Beschuß wollen wir nicht nocheinmal erleben. In diesem Sinne jedoch: HAPPY CHINESE NEW YEAR! Und ein gutes neues Jahr der Ratte! Eure 3 Chinesen...

 
 
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